Deutsches Depot mit Schweizer Wohnsitz eröffnen

Wenn man beginnt, sich mit dem Thema „ETFs“ zu beschäftigen, ist schnell klar, dass man ein Depot benötigt, um sie kaufen bzw. Geld in ETFs anlegen zu können. Aus Natascha´s Buch habe ich gelernt, dass ich zunächst wissen muss, in welchen bzw. welche ETFs ich eigentlich investieren möchte, bevor ich ein Depot eröffne. Alles klar! Zunächst also Analyse der finanziellen Lage, Bestimmung der Risikobereitschaft und -fähigkeit, Festlegen der Strategie, Wählen der Weltportfolio-Variante, ETF Recherche sowie ETF Wahl und dann die Eröffnung eines Depots. Nämlich bei dem Anbieter, der auch tatsächlich meine/n Wunsch ETF(s) anbietet. Das hatte sich in meinen Kopf eingebrannt. So weit so gut!

Ich hatte alle nötigen Entscheidungen getroffen und stand nun kurz vor der Eröffnung eines Depots. Aber welcher ist nun der beste Anbieter für mich und mein Geld? Ich begann erneut zu recherchieren und zu vergleichen, verlor mich in den unterschiedlichen Darstellungen auf den Webseiten, den verschieden verwirrenden Preisstrukturen und drehte mich im Kreis. Bis ich begriff, dass ich mich die ganze Zeit vom Thema “Sparpläne” hatte irritieren und vereinnahmen lassen, obwohl ich doch von Anfang an wusste, dass ich eine Einmaleinlage tätigen will. Plötzlich ging mir ein Licht auf und ich verstand, dass ich bei der Depot-Recherche zunächst unterscheiden muss, WIE ich investieren möchte. Das heisst:

Möchte ich eine Einmaleinlage (z.B: einmal im Jahr all mein Erspartes anlegen) leisten oder regelmässig (monatlich) z.B. mit Hilfe eines Sparplans Geld anlegen? Fällt hier die Wahl auf den Sparplan, so macht es Sinn, sich zunächst für einen oder mehrere ETFs zu entscheiden und dann zu prüfen, welche Bank diesen oder diese im Sparplan und vielleicht sogar noch kostenlos anbietet. Das schränkt die Auswahl an Depots schon deutlich ein. Was ein Vorteil (weil weniger Auswahlmöglichkeiten) und auch ein Nachteil (weil man dafür vielleicht eine andere Kröte = Eigenschaft des Depots schlucken muss) sein kann. Entscheidet man sich für die Variante „Einmaleinlage“ hat man im Prinzip freie Depotauswahl. Denn jeder ETF kann prinzipiell über jedes Depot gekauft werden. Halt nur nicht zu vergünstigten Konditionen, wie das bei Sparplänen oft der Fall ist. Wird es also die Einmaleinlage, kann man auch schon ein Depot eröffnen, bevor man sich endgültig für seine Lieblings-ETFs entschieden hat. Das macht sogar Sinn, denn je nach Bank bzw. Onlinebroker kann das Antragsverfahren für eine Depoteröffnung in Deutschland mit Wohnsitz in der Schweiz unterschiedlich langwierig sein. So kann man auf der Zielgeraden, also wenn man dann endlich wirklich loslegen kann, noch eine Menge Zeit sparen. Lediglich die Höhe der Ordergebühren des gewählten Depots, sollte man im Auge behalten. Wobei es unerheblich ist, ob man nun 5,- € oder 6,- Euro € pro Transaktion bezahlt, da man diese ja nur in grossen Abständen vornimmt und diese Kosten nicht monatlich anfallen. Ein Vergleich zwischen den unterschiedlichen Anbietern lohnt sich trotzdem. Eine erste gute Übersicht bekommt man auf www.justetf.com.

Ich persönlich habe mich dazu entschieden meine Euro zunächst per Einmaleinlage anzulegen. Ich habe eine Summe gespart, die ich ohne Umweg über einen Sparplan anlegen möchte. Da ich meinen Lebensunterhalt in der Schweiz verdiene und sich meine Euro momentan nicht vermehren, macht ein monatlicher Sparplan für mich keinen Sinn.

Auf Grund dieser Entscheidung, meinem Wunsch nach Transparenz bei den Kosten und einer unkomplizierten Depoteröffnung mit Schweizer Wohnsitz, fiel meine Wahl auf den Onlinebroker Flatex. Die Führung des Depots ist kostenlos und pro Order werden 5,90 € berechnet. Einziger vermeintlicher Nachteil sind die Negativzinsen, die der Anbieter seit März 2017 erhebt. Die waren mir zunächst ein Dorn im Auge. Wieder ein Hinkefuss, dachte ich. Bis ich verstanden habe, dass ich diese ganz einfach umgehen kann. Doch was sind Negativzinsen überhaupt? Negativzinsen sind sowas wie Strafzinsen, welche auf Geld anfallen, welches auf dem Verrechnungskonto sozusagen geparkt wird und mit welchem die Bank nicht “arbeiten” kann. Das Verrechnungskonto ist der Zwischenschritt, zwischen dem normalen Girokonto (z.B. deinem Gehaltskonto bei einer anderen Bank) und dem Depot bei Flatex. Geld, welches man investieren möchte, kann man auf dieses Verrechnungskonto bei Flatex überweisen, um es von dort aufs Depot zu transferieren. Bleibt Geld auf dem Verrechnungskonto zurück, so fallen darauf die Negativzinsen an. Abgesehen davon, dass es sich hierbei um Cent-Beträge handelt, kann man die Strafzinsen auch einfach umgehen, indem man direkt vom normalen Girokonto auf das Flatex Depot überweist.

 

 

Ich konnte mein Depot bei Flatex ohne Papierkram ganz einfach online beantragen. Zur Feststellung der Identität bietet Flatex ein Video Ident Verfahren an, welches sofort nach Absenden des Antrages oder auch zu einem späteren Zeitpunkt mit Hilfe des Links in der Bestätigungsemail durchgeführt werden kann. Wieder ohne Papierkram und ganz kostenlos. Hierbei überprüft ein freundlicher Mitarbeiter der Deutschen Post in einem Video Telefonat die Identität, in dem man ein paar Fragen beantworten und seinen Personalausweis bzw. seine ID oder den Reisepass auf verschiedene (lustige) Art und Weisen in die Kamera halten muss. Nach ein paar Minuten ist alles erledigt. Wieder erhält man eine Bestätigung per Email und den Hinweis, dass einem die Depotunterlagen per Post zugestellt wurden. So ganz ohne Papierkram ging es dann bei mir leider doch nicht. Zwei Wochen nach der Onlinebeantragung erhielt ich Post, mit dem Hinweis, dass noch Unterlagen fehlen würden. Man benötigte noch meine korrekte „Steueridentifikationsnummer“, damit ist die AHV Nummer gemeint und einen Nachweis über meinen Wohnsitz im Ausland, also in der Schweiz. Das kann einen offizielle Meldebescheinigung sein oder aber auch eine Telefon- oder Stromrechnung, die nicht älter als 3 Monate ist. Da ich sicher gehen wollte, dass nun auch wirklich alles vollständig ist, habe ich bei Flatex angerufen und mich vergewissert, dass ich alles korrekt verstanden hatte. Dank der freundlichen Beraterin fand ich heraus, dass ich die fehlenden Unterlagen auch hätte per Email einsenden können. Nur war ich mir dessen nicht bewusst, weil es leider nirgendswo erwähnt wird. Darum für dich als Hinweis: Wenn du dein Depot bei Flatex beantragst und deinen Wohnsitz ausserhalb von Deutschland hast, sende am besten gleich parallel dazu per Email den Wohnsitznachweis ein. Vorausgesetzt du hast alles andere vollständig ausgefüllt und nicht wie ich, statt der AHV Nummer die ZPV Nummer angegeben, ersparst du dir einige Wochen Wartezeit und nochmaliges Einreichen und Unterschreiben von Formularen. Bei der Onlinebeantagung des Depots ist nämlich ansonsten keine Unterschrift nötig.

Stehst du auch noch vor der Wahl des für dich passenden Depots? Die folgenden Fragen können dir bei der Entscheidung helfen:

  1. Möchtest du eine Einmaleinlage tätigen oder monatlich in einen Sparplan investieren? Soll dieser Sparplan kostenlos sein?
  2. Ist es dir wichtiger in einen ETF zu investieren, den es in einem kostenlosen Sparplan gibt oder in einen der wirklich deiner Strategie entspricht?
  3. Lebst du in Deutschland oder in der Schweiz?
  4. Wünschst dir die einfache, schnelle und kostenlose Eröffnung deines deutschen Depots per Internet?

Bei der Recherche nach dem perfektem Depot für mich, habe ich die folgenden Anbieter verglichen und dir meine wichtigsten (möglicherweise unvollständigen) Erkenntnisse zusammengefasst. Vielleicht helfen sie auch dir. Detaillierte Informationen findest du auf den Webseiten der Anbieter.

 

Flatex             Onvista          Comdirect

Kostenlose Depotführung                    ja                       ja                       eingeschränkt

Fixe Ordergebühren                               ja                       ja                        nein

(kostenlose) Sparpläne                         ja                        ja                        ja

Mit Schweizer Wohnsitz                       ja                        ja                        ja

Online Depot Eröffnung                       ja                        ja                        nein

Legitimation per Video Ident             ja                        nein                   nein

 

 

 

 

 

 

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4 Kommentare

  1. Hi bin durch Zufall auf deinen Blog gekommen und finde deine Themen super hilfreich! Bin selbst Deutscher und wohne mit einer Aufenthaltsbewilligung in Zürich. Habe noch Fonds und Immobilienvermögen in Deutschland und wollte wissen wie sich dies steuerlich auswirkt. Hast du dich hier bereits informiert? Oder kannst du Seiten empfehlen?

    1. Hi Daniel, wie grossartig! Es freut mich sehr, dass meine Artikel nützlich für dich sind. Bezüglich Steuern auf Fonds und Immobilienvermögen in DE kann ich dir keine verlässliche Auskunft geben. Will da auch nichts Falsches sagen. Bei mir ist es so…ich habe meinen Hauptwohnsitz in der Schweiz und bin ausschliesslich hier steuerpflichtig. Ich gehe davon aus, dass meine deutschen ETFs, in die ich gerade erst investiert habe, in CH versteuert werden. Aber auch erst dann, wenn ich Gewinne realisiere, also Ausschüttungen erhalte. Wahrscheinlich kann ich dir in einem Jahr mehr dazu sagen, wenn ich die ETFs das erste Mal in der Steuererklärung angeben musste. 😀 Ansonsten mal beim Steuerberater oder der Finanzverwaltung nachfragen. Liebe Grüsse und alles Gute für dich, Lene

  2. Man läuft zwar Gefahr des Wechselkurs-Risikos, doch die Gebühren bei Brokern sind in der Schweiz leider wirklich sehr hoch!
    Man sollte aber beachten, dass teilweise die Regulierungen sehr sehr schwach sind. Beispielsweise sind einige Schweizer auch bei Degiro (Holland), doch die Regulierung dabei ist sehr schwach, die Bankenabsicherung nur bis 20.000€ (vergleich Schweiz 100.000CHF) und es gibt einmal ein Bank-Depot. Das hat zur Folge dass deine Bargeld Einzahlungen dort nicht in „Cash“ liegen, sondern in Fonds investiert werden. Wenn das in Corona Zeiten passierte, ist dein Geld schnell weniger wert, noch bevor du es investieren konntest – fatal in meinen Augen.

    Auf http://www.schwiizerfranke.com habe ich daher einen ausführlichen Artikel zum Thema verfasst.

    Weiter so und ganz liebe Grüsse!
    Eric

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